Zukunft für Afghanistan – aber wie?

Was wird wohl auf der bevorstehenden „Afghanistan-Konferenz rauskommen? Wohl kaum das, was wirklich die Afghanen wollen. Alleine Obamas Pläne, noch mehr Truppen zu schicken, um noch mehr Menschen zu töten – denn wozu sollen die denn sonst bestimmt sein – können die Menschen dort wohl kaum erfreuen. Hinzu kommt, dass, wie gerade auch Karzais letztes Desaster mit der Ministerwahl gezeigt hat, diese durch eine mehr als zweifelhafte Wahl an die Macht gekommene Marionettenregierung keinen Respekt im Land hat und auch keinen verdient. Sie ist die Puppe der ausländischen Mächte, die meinen, über die Bevölkerung Afghanistans bestimmen zu dürfen. In deren Augen, genau wie in denen der meisten Muslime, war das ein Angriffskrieg, der inzwischen weit mehr afghanische Leben gekostet hat, als der dem Land willkürlich zur Last gelegte Angriff auf das WTC.

Nur, was für Alternativen gäbe es? Völliger Truppenrückzug, einfach alle ersatzlos raus aus Afghanistan, ist in Anbetracht der Zerrissenheit des Landes nach dreißig Jahren Krieg keine Lösung. Dreißig Jahre – man stelle sich vor, dort gibt es eine ganze Generation, die ein Leben ohne Krieg nicht kennt. Der dreißigjährige Krieg…

Nun fand ich einen Artikel des ehemaligen Chefredakteurs der Kabul Times, Suhail Shaheen, der sich über einen Weg aus dem Dilemma Gedanken gemacht hat und eine Idee hat, die vielleicht eher Aussichten hätte, für eine Mehrheit der Afghanen akzeptabel zu sein:

Das halte ich für einen guten Ansatz. Dabei würde ich aber OIC-Truppen aus direkten Nachbarstaaten ausschließen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Es gibt genügend andere Staaten in der OIC, die da einspringen könnten – ganz vorne die Türkei, deren Truppen dort sicher gut zurechtkämen. Dazu dann auf der Konferenz ein genaues Datum, wann dieser Truppenaustausch stattfindet, möglichst zügig – und bis dahin keine weiteren Angriffe mehr.

Seine weitere Idee:

The Taliban and Hekmatyar should give legal guarantees not to allow anyone to use the soil of Afghanistan for sabotage activities in the US, Europe, or any other country. Saudi Arabia, Pakistan, and Iran should sign the accord as a guarantor.
halte ich jedoch für unrealistisch. KEIN Staat kann sich für das Wohlverhalten aller seiner Bürger verpflichten.
Aber da ist wenigstens mal jemand, der eine Vorstellung hat – finde ich gut. Auch hier kann ich nur empfehlen, den verlinkten Artikel vollends zu lesen, er enthält auch eine Zusammenstellung von Zahlen und anderen interessanten Informationen.

Michael Moore: Mr. President, keine Truppen mehr für Afghanistan!

Michael Moore hat einen langen offenen Brief an Präsident Obama veröffentlicht. Ich würde mir wünschen, dass der Präsident auf ihn hört.

Er solle nicht der neue „Kriegspräsident“ werden, sich nicht von den Generälen bestimmen lassen, mehr und mehr Truppen nach Afghanistan zu senden. Nicht Massen an Menschen und Geld verschwenden – solange in Amerika hungrige Kinder auf der Straße schlafen. Zu letzterem Thema habe ich gestern Zahlen gefunden, die mich erschüttert haben.

Der gesamte Brief ist lesenswert, ich hoffe, der link bleibt erhalten. Noch mehr hoffe ich, der Präsident liest und beherzigt ihn.

 

Mordbefehl?

Und wer ist dieser Craddock? Nein, kaum zu glauben, Amerikaner!

„Tödliche Gewalt soll künftig auch dann eingesetzt werden, wenn es keinen Nachweis gibt, dass Verdächtige tatsächlich dem bewaffneten Aufstand gegen die afghanische Regierung oder westliche Truppen angehören. Es sei „nicht länger nötig, Geheimdienst-Aufklärung zu betreiben oder zusätzliche Beweise zu erbringen, ob jeder der Drogenhändler oder jede Drogen-Einrichtung in Afghanistan auch die Kriterien eines militärischen Zieles erfüllt“, schreibt Craddock.“

Die gute Nachricht ist, dass es auch noch Vernunft gibt:

„Die Empfänger des Schreibens sind der deutsche Leiter der für Afghanistan zuständigen Nato-Kommandozentrale im niederländischen Brunssum, Egon Ramms, und der Kommandeur der Isaf-Schutztruppe in Kabul, David McKiernan. Beide wollen dem Befehl nicht folgen. Sie halten die Weisung für rechtswidrig und sehen darin einen Verstoß gegen geltende Isaf-Einsatzregeln und internationales Recht, dem „Law of Armed Conflict“.“

Denn, wie ich heute morgen schon schrieb:

„Dorfbewohner beklagen immer häufiger die Tötung von Angehörigen, die versehentlich bei Militäroperationen der Amerikaner und ihrer Alliierten starben, wie gerade erst in der Ortschaft Masamut in der ostafghanischen Laghman-Provinz. Die US-Armee in Afghanistan erklärte, sie habe dort 32 Taliban-Aufständische „ausgeschaltet“. Überlebende behaupten dagegen, bei der Jagd auf einen Taliban-Kommandeur seien auch 13 Zivilisten getötet worden. Aus den ehemaligen Befreiern sind in den Augen vieler Afghanen längst rücksichtslose Besatzer geworden.“

Und dann sehen wir doch mal, ob Mr. President Obama diesen Craddock schnellstmöglich ablöst und diesem Spuk ein Ende bereitet.

Change?

Obamas Wahlslogan wird zumindest für die Menschen in Afghanistan und Pakistan unglaubwürdig:

Bei mutmaßlichen US-Raketenangriffen im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan starben mindestens 22 Menschen. Laut regionalen Behörden waren viele Zivilisten Opfer der jüngsten US-Angriffe. In beiden Staaten wächst die Kritik: Der afghanische Präsident Hamid Karzai beklagte öffentlich die zivilen Opfer, sein pakistanischer Amtskollege Asif ali Zardari nannte die US-Angriffe kontraproduktiv zum Kampf gegen den Terror. Der neue US-Präsident Barack Obama schweigt indes zu den ersten Angriffen unter seinem Kommando.

http://www.vn.vol.at/webvn/2009-01-26/Politik.php

Solange die USA nach eigenem Gutdünken auf fremdem Staatsgebiet Bomben werfen und Menschen töten, erreichen sie nur eines: Widerstand. So gewinnt man keine Herzen, sondern nur erbitterte Gegner.

Guantanamo ist zu schließen!

Ich verfolge Obamas diesbezügliche Bemühungen natürlich mit Interesse. Wenn ich allerdings Berichte lese, wie es einigen schon früher freigelassenen und in ihre Heimatländer ausgelieferten Gefangenen ergangen ist, bekomme ich Angst um die, die größtenteils unschuldig dort sitzen.

Es ist eine Zwickmühle: in die USA aufnehmen? das wollen die Amerikaner nicht (obwohl ich das schon recht unverschämt finde), aber ich finde auch, es ist den jahrelang widerrechtlich eingekerkerten nicht zuzumuten, sich in den USA niederzulassen und jederzeit neue Inhaftierung fürchten zu müssen – was ja mit den „Anti-Terror-Gesetzen“ möglich wäre.

Die Heimatstaaten, wo oft auch Regierungen herrschen, die sich vor allem die Bekämpfung islamischer Bestrebungen auf die Fahnen geschrieben haben, sind daher auch kein sicherer Zielort. Ganz vorne steht dabei China, was aber indessen auf die Rückführung der Uiguren pocht:

„Angesichts der bevorstehenden Schließung des US-Gefangenenlagers Guantanamo hat China eine rasche Auslieferung der dort inhaftierten 17 Uiguren gefordert. „Die Gefangenen sollten so schnell wie möglich an China übergeben werden“, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums am Donnerstag in Peking.

China sei gegen eine Überstellung der Uiguren in ein anderes Land. Ein US-Gericht hat bereits die Freilassung der chinesischen Muslime angeordnet, die 2001 in Pakistan und Afghanistan festgenommen worden waren. Allerdings wird befürchtet, dass ihnen bei einer Rückkehr nach China Misshandlung oder sogar Folter drohen. Bisher hat sich jedoch noch kein anderes Land bereiterklärt, die Uiguren aufzunehmen. (APA/AP)“

Chinas Behandlungen der uigurischen, muslimischen Minderheit wird selten thematisiert – Tibet ist da viel pressewirksamer. Und seit Beginn des „Kriegs gegen den Terror“ fürchtet Peking die Weltöffentlichkeit noch viel weniger als ohnehin. Daher sollten gerade wir nicht vergessen, dass auch dort Muslime wegen ihrer Religion verfolgt werden.

Obama will mit Hamas sprechen?

Das wird überall diskutiert. Es wäre eine nette Geste des neuen US-Präsidenten, wenn er im Gegensatz zu seinem Vorgänger, Israel und der EU das palästinensische Volk soweit respektieren würde, dass er mit der GEWÄHLTEN Regierung spricht und nicht mit den Leuten, die ihm gefallen.