Nicht mein Land

Das sagen immer mehr vor allem junge Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland und verlassen es, wenn sie können. Auch Semya Imek, die heute bei der Trauerfeier für die von der NSU Ermordeten eine bemerkenswerte Rede hielt.

Sowohl sie als auch die anderen Hinterbliebenen haben sich diese Art der öffentlichen Trauer höflich gefallen lassen – aber das ist keine Entschädigung für zehn Jahre Misstrauen und Schande. Die Narben bleiben, nicht nur bei den Überlebenden von Köln, sondern unsichtbar auch bei den Angehörigen der Ermordeten. Ob sie jemals die Genugtuung haben werden, dass, nachdem die vermutlichen Täter tot sind, auch die zur Rechenschaft gezogen werden, die durch ihren Rassismus jahrelang ihr Leben zerstört haben?

Gerade musste ein Bundespräsident wegen Vorwürfen zurücktreten, die zwar schlimm genug sind, aber keine Menschen verletzt haben. Von den Ermittlern und Vertuschern in diesen Mordfällen hat noch keiner Konsequenzen gesehen. Das gibt der Trauerfeier einen hohlen Klang – der nicht verbessert wird, wenn dort ein Präsidentenkandidat sitzt, der gegen diese Feier war.

Semya geht. Ich wünsche ihr viel Frieden.

Unerwarteter Hass

Ich hatte die Meldung, dass Sean Stone zum Islam konvertiert sei, mit einigem Erstaunen gelesen, zumal das keine der üblichen Enten zu sein schien. Offensichtlich hat er es ernst gemeint, aber sich wohl doch nicht vorgestellt, was das für ihn im Alltag bedeuten könnte: neben der erfreulichen Akzeptanz durch seinen Vater, Oliver Stone, traf er auf Diskriminierung und Hass.

But he has been shocked by the reaction from others. Sean, about to release his horror movie “Graystone,” said, “I didn’t realize I would be so vilified. It is almost like I am a criminal for having accepted Islam. I didn’t realize Islamophobia was that deep. People have speculated that I have done this because I am from a spoiled family or that I am lost and trying to find myself. That is ridiculous.

 

Sehr viele, wenn nicht die meisten derer, die irgenwann in ihrem Leben zum Islam konvertieren, kennen das. Wenn man darüber spricht, trifft man aber oft auf Unglauben – schließlich ist man der gleiche Mensch wie vorher. Also muss man doch irgendwie selbst schuld sein. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass alleine das Muslim-Sein ausreicht, um solchen Hass auf sich zu ziehen. Da schützt auch kein bekannter Name.

Möge Allah ihn segnen.

Das war wohl nichts, Frau Sibylle!

Ich musste noch einmal in den header schauen, ob ich auf der richtigen Website war. Dass der SPIEGEL nicht freundlich mit Religionen umgeht, bin ich ja gewöhnt. Aber so etwas Plattes im S.P.O.N. denn doch nicht:

Früher, als ich aufgrund meiner hervorragenden körperlichen Verfassung meine Vorstellungen von der Welt noch mit Besichtigungen am Objekt abglich, besuchte ich Länder, deren Tradition keine Trennung von Staat und Religion vorsah.

Neben dem Umstand, als ausländische Frau jemand zu sein, mit dem Männer nicht reden, den sie aber begrapschen können, setzte mir am meisten die völlige Abwesenheit von Frauen im öffentlichen Raum zu. Die Atmosphäre war dumpf, unausgeglichen, latent aggressiv.

Bitte? Ich war schon in etlichen muslimischen Ländern, Saudi-Arabien und Pakistan eingeschlossen – aber eine solche Atmosphäre habe ich noch nie erlebt. Natürlich, wenn man mit der entsprechend vorgefertigten Meinung da aufschlägt, fühlt man sie vielleicht ….

Die Kolumne war wohl eher etwas für die runde Ablage, Frau Sibylle!