Burkaverbot – offener Brief an meine muslimischen Geschwister

Assalamu alaikum wa rahmatullah

Liebe Geschwister im Islam,

 seit dem unseligen Volksentscheid gegen Minarettbau in der Schweiz sehen zu viele Menschen in Europa anscheinend die Zeit gekommen, um ernsthaft gegen den Islam vorzugehen. Es wurde seit Jahren immer wieder hier und da mit rechtlichen und verwaltungstechnischen Maßnahmen versucht, das Muslimsein so ungemütlich wie möglich zu machen. Ganz üble Auswüchse waren das Kopftuchverbot für Lehrerinnen in Deutschland, für Schülerinnen in Frankreich und einzelne Sondergesetze in italienischen und schweizer Bezirken – ich will nicht alles aufzählen, wer sich informiert, kennt sie alle.

 Nun hat man sich auf die Schwestern eingeschossen, die der Auslegung folgen, dass auch das Gesicht zu bedecken besser bzw. Pflicht sei. In Belgien ist das erste Anti-Burka-Gesetz beschlossen, in Frankreich auf dem Weg, Italien denke ich, wird folgen, wenn nicht landesweit, dann weiter in einzelnen Provinzen. Dänemark macht bestimmt gerne mit. In Deutschland wird man, meiner Erfahrung nach, davor zurückschrecken, statt dessen mit Einzelverboten vorgehen – durch andere Gesetze, insbesondere im Bereich der Arbeitsverwaltung. Es wird wieder viele Schwestern vor schwere Gewissensentscheidungen stellen, noch mehr als bisher.

 Und, was tun wir? Sagen wir, ach, nein, ist ja doch keine Pflicht, warum sollen wir uns da stark machen? Oder sagen wir, halt, nein, unsere Schwestern folgen einer Auslegung, die nicht falsch ist, und es ist ihr gutes Recht. Es ist auch ihr gutes Recht, zu verlangen, dass wir uns dagegen aussprechen, dass hier Sondergesetze gemacht werden, die den europäischen Rechtssystemen im Grunde widersprechen. Also, Solidarität mit den Schwestern, energischer Protest!

 Höre ich das? Nein, zumindest noch nicht.

 Und daher schreibe ich diesen Brief. Denn, bedenkt bitte: heute sind es „nur“ die Niqabis. Morgen? Gesetze, die vorschreiben, dass die Mädchen erst mit 18 Kopftuch tragen dürfen? Dass man Kinder nicht mehr arabisch und Quranlesen, oder gar Beten lehren darf? Genaue Kontrollen aller Moscheen, damit dort keinerlei Kurse mehr stattfinden? Zulassungsbeschränkungen für Imame? Es gibt da eine Menge denkbarer Möglichkeiten, die eine Gefahr für alle in Europa lebenden Muslime wären, insbesondere für die Möglichkeit, auch die Kinder als Muslime zu erziehen. Dort sind wir am Verletzlichsten, wenn man nämlich unsere Kinder noch mehr als bisher unserem Din entfremdet.

 Sagt jetzt nicht, ach, soweit wird es nicht kommen. Seht euch an, was schon alles geht, wie oft Gesetze extra geändert wurden, weil die bestehenden zugunsten der Muslime hätten ausgelegt werden müssen. Selbst das Grundgesetz hat man ergänzt in der Hoffnung, das Schächten verbieten zu können. Daher sage ich euch, wenn wir uns nicht wehren, nicht deutlich machen, dass unser Islam nicht verhandelbar ist, WIRD es soweit kommen. Und weiter.

 Vor Allah sind wir dafür verantwortlich, was mit unseren Kindern, unserer Ummah geschieht. Daher sollten wir alle das tun, was wir können. Schreibt Leserbriefe, sprecht das Thema in den Moscheen an, bei den Verbänden. Meine große Bitte an alle Verbandsvertreter: macht bei den Innenministern klar, so nicht. Unterstützt die Verbände in Belgien, Frankreich, der Schweiz. Duckt euch nicht. Vertraut auf Allah – der uns helfen wird, wenn wir standhaft sind.

Denkt an unsere Kinder!

27 Antworten

  1. Liebe Leser – bitte kopiert diesen Artikel und verbreitet ihn, wo immer möglich! Allah möge Euch dafür belohnen.

  2. […] aller beklagten Islamophobie ist der Westen das bevorzugte Auswanderungsziel von […]

  3. Ich hoffe, das Verbot landet bald vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

    Haben die Belgier momentan keine anderen Sorgen?

  4. Salam, Du keinnst mich noch als bigberta. ich WERDE diesen Brief weiterverteilen, da sei sicher. Ich habe noch ein paar andere Sachen, die ich schreiben bzw.übersetzen muss, aber als nächstes nehme ich mir das vor.
    Ganz wichtig: das Gesetz ist keineswegs so „durch“, wie unsere Medien behaupten, sondern es muß – binnen 15 Tagen die letzte parlamentarische Hürde nehmen, sonst wars das. Amnesty International hat bereits dazu aufgerufen, mit nein hu stimmen.

  5. Wa alaikum salam, klar kenne ich deinen Namen. Und wenn du den Brief weiterverteilen willst, freut mich das, weil das heißt, dass er sich so schlecht nicht liest. Klar, das Gesetz muss noch durch den Senat, aber da bin ich nicht optimistisch, nachdem das Ergebnis ja im Parlament fast einstimmig war. Und mein Brief geht ja nicht ausschließlich um die Anti-Burka-Gesetzgebung. Es ist diese schleichende Entrechtung, gegen die viel zu wenig energisch protestiert und gehandelt wird. Es geht stückchenweise, hier ein bisschen, da ein bisschen …. bis nichts mehr bleibt. Vieles spricht sich gar nicht so rum – Einschränkungebei den Koran-Sommerkursen, z.B., Repressalien in den Arbeitsämtern, in Schulen …. und zu viele Leute sind ängstlich, machen Kompromisse und Kompromisse.

  6. Genau. das muss man mal zusammenfassen. Aber es muß klar sein, daß das nur ein Ablenkungsmanöver ist: in Belgien findet heute ein Streik der Filialen von Carrefour statt: Das ist ein französisches Unternehmen, das vom belgischen Staat eine Menge Subventionen abgegriffen hat und jetzt Filialen schließt, was für eine Menge alleinversorgender und -erziehender Frauen eine katstrophe ist. Die von Dir betriebene „schleichende Entrechtung betrifft auch andere – womit ich das Burka-Verbot jetzt nicht relativieren will. IEine Schwester hat das geschrieben:
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15067
    Ich habe gerade eine Serie über das widerwärtige Geschreibe von Gunnar Heinsohn abgeschlossen:
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14971
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15025
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15072

    Das hier hat uns ein belgischer Journalist geschickt:
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15080

  7. 30 Frauen in Belgien tragen „so“ ein Kleidungsstück:
    http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/8652861.stm

  8. Ghandi meinte mal „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“

    Es wird sicher noch einiges auf uns zu kommen.
    Viele Moscheen werden bereits unter Druck gesetzt um entweder die Bespitzelung der eigenen Mitglieder zu unterstützen, oder jede Menge Probleme zu bekommen.
    Verbände und Organisationen die nicht funktionieren wie gewünscht werden als „bedrohlich“ eingestuft.

    Am Gym meiner Tochter ist die Mathelehrerin dazu übergegangen allen kopftuchtragenden Mädchen den Wechsel zur Realschule nahezulegen.Die Deutschlehrerin hat außer offener Abneigung nichts zu bieten.
    Es wird noch weiter gehen.
    Letzlich wird jeder entscheiden müssen, ob er bereit ist Kompromisse zu machen, oder ob er als Terrorist denunziert werden will.

  9. Der Westen sägt am Rechtsstaat.

    Islamismus, Terrorgefahr, Integrations-Unwillen: das ist doch alles Käse.

    Ich kenne und arbeite viel mit Moslems und kann das alles nicht bestätigen. Das wird in den Medien derart aufgeblasen, daß man sich fragt, wieso dieser negative Hype eigentlich funktioniert. Allein schon die Mär von der Terror-Gefahr: ist Europa wirklich vom Terror bedroht? Wo finden denn die meisten Terror-Akte denn statt? Im Irak und in Afghanistan und das liegt doch wohl an der Politik der USA.
    Und überhaupt: wo soll denn der Bezug zwischen Islam und Terror liegen? Die Menschen haben keine Ahnung, schnappen irgendwas vom „heiligen Krieg“ auf, simplifizieren diese Aussage und verallgemeinern sie auf die gesamte muslimische Welt.
    Ich weiß nur wenig vom Islam, aber im Moment lese ich ein wenig darüber und kann bisher kein einziges Vorurteil bestätigen, im Gegenteil: soweit ich das bisher verstehe, ist der Islam – wen wundert es – äußerst facettenreich und genauso differenziert zu betrachten. Er ist gemäß seiner Verbreitung und seiner jahrhundertelangen Geschichte genaus so von Toleranz (Mogul-Reich) und Strenge geprägt wie das Christentum auch.

    Jegliche Aussage im Stile von „der Islam steht für x und y“ ist Quatsch.

    Aber leider geschieht genau das im Falle der Burka-Diskussion: „die Burka“ ist ein Symbol für „die Unfreiheit“ in „dem Islam“. Das steckt so voller Ignoranz, daß man sich schämen muß als westlicher Demokrat.

    Wieso funktioniert das alles trotzdem?

    Ich sage es Euch: es ist der pure Nationlismus. Nichts anderes. Man hat Euch doch schon vor Jahrzehnten wegen der Kopftücher ausgegrenzt und nun schiebt man angeblichen Integrations-Unwillen und Terror-Gefahr vor.

    Laßt Euch nicht unterkriegen. Es gibt noch viele Christen, die an Eurer Seite stehen. Wir lassen keinen Keil zwischen uns treiben!

    Belgien will die Burka verbieten

  10. Was heulen die Mullahs und ähnliches Gesocks hier rum?
    Wenn Euch irgendwas hier in DE und EUR nicht passt, dann verschwinded doch wieder dahin wo ihr herkommt! Dort in euren Kaffs könnt ihr doch machen was ihr wollt.
    Da könnt ihr Moscheen und Minarette bauen so viel ihr wollt. Und ihr könnt Euch einwickeln worin ihr wollt.
    Kein Mensch will euch hier! Kein Mensch braucht Euch hier!
    Europa ist ruhiger, friedlicher und wenigr kriminell ohne euch Islamis!

  11. @Deutscher:

    Du hast nicht das Recht, für Deutschland zu sprechen. Deutschland ist – auch, wenn es Leute wie Sarrazin gibt – ein Rechtsstaat, in dem derart demokratiefeindliches Gerede wie das Deine keinen Platz hat.

    Für mich bist Du kein Deutscher, sondern ein Schmarotzer, der die Errungenschaften früherer Demokraten beschmutzt, indem er sie für sich beansprucht.

    Menschen sind gestorben, um den Nationalsozialismus zu überwinden und gleiche Rechte für alle, also unabhängig von ihrer Nationalität, durchzusetzen.

    Und Du meinst, nur, weil Du als Duetscher geboren bist, hättest Du das Recht, diese hart erkämpften Rechte zu zerstören.

    Wenn man von Geburt an mehr Rechte haben soll, als andere, dann nennt man das Feudalismus.

    Wir haben den Feudalismus vor Jahrhunderten überwunden, aber Du hinkst da geistig immer noch hinterher.

    Du bist eine Schande für Deutschland. Du zerstörst Deutschland und beschmierst alles Gute, was je aus Deutschland gekommen ist.

    Du hast nicht das Recht, für Deutschland zu sprechen.

  12. Die Aussage was Muslime in Deutschland zu suchen haben ist wirklich unfassbar. Ich selbst bin Deutsche und Muslimin. Habe Deutschland den Rücken gekehrt und lebe nun in Ägypten.
    Tagtäglich sehe ich europäische Touristen (auch viele Deutsche), die hier in Ägypten Urlaub machen. Viele dieser laufen in einem moslemischen Land sehr leicht bekleidet rum und machen sich überhaupt keine Gedanken, wie sehr die Muslime dies belastet. Jedoch wird keiner deswegen angegriffen und auch gesetzlich wird nicht dagegen vorgegangen. Sie können sich frei bewegen und werden nicht beschimpft oder sonstiges. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass in Deutschland einfach zu wenig Aufklärung herrscht und der Islam immer nur in einem schlechten Licht gezeigt wird. Statt dessen sollte man sich mal Gedanken machen, denn der Islam und der Christentum sind sich sehr ähnlich. Übrigens in der Bibel 1. Korinther steht ebenfalls geschrieben, dass die Frauen nicht ohne Kopftuch beten sollen. Auch das Schweinefleisch wird im 3. und 5. Buch Moses verboten. Wie viele Christen wissen das? Ich persönlich kenne keinen Einzigen? Ich selbst trage zwar keine Burka. Habe mir zwar gedanklich schon damit befasst, bin jedoch noch nicht bereit dazu. Allerdings habe ich mir schon eine gekauft und Inschah-Allah bin ich eines Tages bereit dazu. Kein Mensch hat mich bezüglich meiner Kleidung und meiner Religion zu diskriminieren. Ein gläubiger Muslim würde dies auch andersrum nicht machen. Wir leben hier friedlich mit Christen zusammen. Warum kann dies nicht überall der Fall sein? Frieden kann man nur mit gegenseitigem Verständnis und Respekt erreichen, aber das Problem ist, dass die Menschen sich selbst zu wenig respektieren, egal welcher Religion sie angehören und hier gehört der erste Schritt gemacht. Keine Verbote, Aufklärung ist gefragt!

  13. […] Alien in Europe, Burka-Verbot –Offener Brief an meine muslimischen Geschwister […]

  14. Blogartikel wie dieser lassen mich hoffen, daß die Muslime in Deutschland (und Europa) sich hoffentlich bald zusammenschließen und organisieren werden. Warum? Weil man nichts von ihnen weiß, abgesehen von dem, was uns unsere Medien berichten (vieles davon ist einfach nur Aufmerksamkeitsgehasche, das sieht man spätestens seit den Berichten über die „fundamentalistischen Missionare“ im Yemen im ZDF) und dem, was einige Radikale (irgendwie lande ich immer wieder bei Pierre Vogel, wenn ich mich im Internet informieren will) von sich geben.
    Ich hoffe af einen islamischen Verband, der wirklich für alle (naja, zumindest eine große Mehrheit) der Muslime hierzulande sprechen kann, der die alltäglichen Diskriminierungen ansprechen kann, die Muslimen begegnen (und den man darin etwa kirchlicherseits unterstützen könnte), der Äußerungen von Radikalen als solche kennzeichnet (viele Nichtmuslime wissen es einfach nicht, daß der Islam nicht mit Terrorismus gleichzusetzen ist, das muß immer wieder wiederholt werden, damit sich diese Einsicht in der Bevölkerung drchsetzt – repetitio est mater studiorum).

    Ich warte schon seit Jahren darauf, daß die Muslime es schaffen einen solchen Verband zu gründen, der dann auch Schulen, Kindergärten und islamisch-theologische Fakultäten an den Universitäten verantworten kann, der den Islam weiter ins Zentrm der Gesellschaft rückt, so daß es nicht (nur) auf einzelne beherzte Muslime ankommt.

    Würde dies angegangen, ich würde dem Unternehmen Gottes Segen wünschen, aus tiefstem Herzen, obwohl, nein, gerade weil ich Christ bin.

  15. Den letzten Versuch dazu torpedierte Schäuble mit der Einrichtung der sog. Islamkonferenz….

  16. […] besagtem Blog ist ein offener Brief veröffentlicht zum Burkaverbot in Belgien (und ähnlichen Plänen in ganz Europa), mit der Bitte, […]

  17. Nun ja, man kann ja zur Islamkonferenz gehen und trotzdem einen eigenen Verband gründen. Schäubles Argument für die Islamkonferenz war ja, soweit ich das mitgekriegt habe, daß es einen solchen muslimischen Verband nicht gibt, er aber als Innenminister ein Gegenüber wollte/brauchte, mit dem er über den Islam reden kann. Die Regierung ist ja nicht kompetent, zu irgend einer Religion selbst Aussagen zu treffen. Das ist ja auch das Problem beim Religionsunterricht etc…

  18. Das Problem war, dass genau die Leute, die an dem Projekt des gemeinsamen Dachverbandes arbeiteten, von Schäuble dann mit Zuarbeiten zur Islamkonferenz beschäftigt wurden. Daneben gab es immer noch andere Beschäftigungstherapien….
    Sein offizielles Argument ist mir da ehrlich gesagt recht egal. Und eigentlich gab es da nie etwas zu reden, schon gar nicht auf Bundesebene – die meisten Dinge sind Ländersache – wie der Religionsunterricht, die Anerkennung als Religionsgemeinschaft etc.
    Und für alles gibt es bereits Gesetze – allerdings keines, das besagt, dass es nur EINE Religionsgemeinschaft geben darf, und bis sie gegründet ist, darf der Staat alle anderen blockieren. So ist z.B. die syrisch-orthodoxe Kirche eine selbständige ö-r Körperschaft – keiner käme auf die Idee, ihr anzusinnen, sich erst mal mit Katholiken, Evangelen und Zeugen Jehovas zu einer einzigen christlichen Gemeinschaft zusammenzuschließen, bevor man mit ihr redet. Man würde auch keiner dieser Glaubensgemeinschaften ansinnen, sich die Lehrinhalte vorschreiben oder erst genehmigen zu lassen, die Lehrer auszusuchen etc. Das wäre nämlich verfassungswidrig….

  19. Sicher, es kann tausend Gemeinschaften geben, und ja, es ist Ländersache, sos ind die Zeugen Jehovas zum Beispiel nur in Berlin anerkannt.
    Ich denke bloß, es wäre für die Muslime vielleicht sinnvoll, wenn sie mit einer Stimme sprechen könnten, aber vielleicht sind da die Unterschiede doch zu groß. Wir kriegen ja auch nicht alle christlichen Gruppen unter einen Hut (obwohl mit der ACK viele abgedeckt werden).

    Aber auch wenn es eine kleinere Gruppe ist, wieso kommt die nicht ins Entstehen? Wo sind die Probleme (ich weiß das wirklich nicht)? Wieso werden sie nicht anerkannt?
    Was ich bisher höre ist, daß es nur Gruppen gibt, die nicht rein religiös, sondern religiös-national sind (DITIB – wieso sollte der deutsche Staat einer Institution die vom Religionsministerium der Türkei abhängig ist den Körperschaftsstatus zuerkennen), oder ebenso eine politische Agenda verfolgen (hab sowas bezüglich Mili Görus gehört) oder scheinbar zu wenige Mitglieder haben, um die Gewähr der Dauer zu geben (das ist sicher auch ein Problem der im Gesetz festgelegten Voraussetzung für die Anerkennung, die damals wohl nur christliche Gruppen im Sinn hatte, da sollte man sich überlegen, wie man diese Kriterien ändern könnte, ohne gleich allen Sekten Tür und Tor für staatliche Anerkennung zu öffnen, die Kriterien haben ja schon irgendwo auch einen Sinn).

    Wenn ich recht informiert bin, haben zumindest die Aleviten es geschafft, anerkannt zu werden. Es muß also wirklich nicht eine Gruppe sein, die für alle Muslime spricht. Ich kenne den Islam leider viel zu wenig um zu wissen, welche Gruppen es noch geben könnte. Ich weiß von Sunniten und Schiiten. aber das ist vielleicht noch viel zu grob als daß man die zusammen fassen könnte. Man kriegt ja auch nicht alle Reformationskirchen unter einen Hut…

  20. Es hat von verschiedenen Zusammenschlüssen bereits Anträge auf Anerkennung gegeben, die aber mit den verschiedensten Begründungen abgelehnt wurden. So z.B. hatten sich zu diesem Zweck in NRW Islamrat und Zentralrat zusammengetan, da lief auch eine Klage – ich weiß nicht, in welchem Stadium sie ist.
    In Hessen hatte man, weil es hieß, es düfte kein Zusammenschluss von Verbänden sein, sich ein neuer Zusammenschluss gegründet – da fand man dann etwas anderes.
    Im Ernst, es ist eine sehr lange komplizierte Geschichte – die in der Presse selten vollständig dargestellt wird, es sprengt auch den Rahmen eines solchen Kommentarthreads, das darzulegen.
    Dass ausgerechnet die Aleviten anerkannt wurden, hat natürlich auch einen politischen Hintergrund. Die sind, obzwar eigentlich keine Muslime, das, was man in D gerne als Muslime hätte. Es war eher ein Schlag ins Gesicht für die anderen, sie anzuerkennen.

  21. Nun, wenn man die Aleviten fragt, ob sie Muslime sind, bejahen sie das, auch wenn sie von anderen Muslimen nicht anerkannt werden, aber sei’s drum…
    Es wäre wirklich einmal interessant, wie das mit der Anerkennung als Religionsgemeinschaft läuft. Leider ist die Masse der islamischen Verbände und wer nun für was steht für mich recht unübersichtlich, wobei ich vielleicht, weil ich Theologie studiere, noch mehr verstehe, welche Unterschiede es gibt oder geben kann, als der durchschnittsdeutsche Nichtmuslim…
    Ist auch so ein Problem, daß die muslimischen Verbände es nicht schaffen, die Öffentlichkeit zu erreichen. Eine Möglichkeit wäre vielleicht, die Kirchen um „Amtshilfe“ anzufragen, auch wenn es kontraintuitiv ist (und je nachdem wer bei der Kirche angeschrieben wird ach ganz schnell im Sand verlaufen kann).
    Allerdings sind die Kirchen mit den Medien ziemlich gut vernetzt und werden gehört, wenn sie etwas vorbringen. Außerdem waren es die Kirchen, die schon in den 70er Jahren den islamischen Religionsunterricht gefordert haben.
    Ich spinn hier freilich nur frei rum, allerdings nicht aus Spaß an der Freud, sondern weil es mich bedrückt, wenn Minderheiten diskriminiert werden…

  22. Die Aleviten haltens damit, wies grad passt – ich müsste suchen, hatte aber erst kürzlich ein Statement, dass sie eben keine Muslime sein wollten. Die Begründung für meine Aussage, wenns dich interessiert, findest du auch hier auf dem blog, etwas weiter unten – Wer ist Muslim?
    Die Öffentlichkeit erreichen… das ist tatsächlich durchs Internet besser geworden. Vorher war es alleine technisch schwieriger, Presseerklärungen weit zu verbreiten. Heute ist das einfacher, zudem kann man sie nicht mehr ganz so einfach totschweigen. Aber trotzdem liegt da viel im Argen. Manche Falschinformationen halten sich hartnäckig, egal, wie dagegen vorgegangen wird. Etwas besser wurde es an Teilen sogar erst, als eine ganze Reihe von Unterlassungsklagen durchgezogen wurden….
    Die Kirchen sind da tatsächlich eher hilfreich, aber da guckt immer noch so ein bisschen das Eigeninteresse durch: man will auch verhindern, dass Rechte der Kirchen beschnitten werden, um sie den Muslimen nicht geben zu müssen. Gerade beim Religionsunterricht ist das so die Frage….
    Ich freue mich über dein Interesse – hätte dir sonst noch meine Lieblingswebsite empfohlen, aber die haben gerade reingesetzt, dass sie aufhören, es ist ehrenamtlich nicht mehr machbar – http://www.migazin.de . Aber vielleicht magst du da mal im Archiv stöbern, die hatten immer sehr informative Sachen.

  23. Natürlich spielt bei Kirchens ein Eigeninteresse immer mit, aber ist das so schlimm? Wenn auf dem Kirchentag zu mehr sozialer Verantwortung o.Ä. aufgerufen wird, kommt dies ja auch dem einzelnen Christen zu Gute… (wobei der Kirchentag nicht von der Kirche, also nicht von oben sondern von unten organisiert wird).
    nd was ist schon schlimm daran sich zusammenzutun, wenn man af einem Gebiet die gleichen Interessen hat, etwa beim Religionsunterricht (ich unterstell jetzt mal einfach Muslime haben Interesse an eigenem Religionsunterricht).
    Danke für den Hinweis zu „Was ist ein Muslim“, diese Frage interessiert mich allerdings wenig, das ist ne Sache die Ihr unter Euch klären müßt. Mir geht es eher um die Muslime als Teil der deutschen Gesellschaft, und da bin ich für Gleichberechtigung, das ist mein Thema (durchaus auch wieder religiös begründet, aber das gehört hier nicht her).
    Danke auch für den Hinweis zu migazin, ich werd da mal reinschauen.

  24. Syrien Präsident Assad sorgt sich um die säkulare Prägung der Gesellschaft des Landes. Ab kommenden Herbst dürfen Frauen an staatlichen und privaten Universitäten keine Burka mehr tragen. Damit will Assad verhindern, dass Extremisten und Islamisten den Bildungssektor unterwandern.

    Der Herr Assad ist doch Muslim, oder?

  25. Assad hat Angst vor mehr wirklich islamischem Leben – das würde bedeuten, dass Syrien eine andere Regierung bekäme, und er wäre seinen lukrativen Job und seine Macht los. Allerdings wählt er zur Durchsetzung seiner Ziele einen äußerst dummen Weg.
    Ob er Muslim ist? Gute Frage. Ich stelle mir einen Muslim anders vor.

  26. „Natürlich spielt bei Kirchens ein Eigeninteresse immer mit, aber ist das so schlimm?“

    Nichts, ich verstehe auch den Einwand nicht. Die Solidarität der Kirchen untereinander bei der Verteidigung der sie gemeinsam tangierenden Religionsfreiheit ist doch die einzige Lobby, die sie haben.

    „Und was ist schon schlimm daran sich zusammenzutun, wenn man af einem Gebiet die gleichen Interessen hat, etwa beim Religionsunterricht (ich unterstell jetzt mal einfach Muslime haben Interesse an eigenem Religionsunterricht).“

    Sollte man so meinen, allerdings ist die Feststellung etwas oberflächlich und realitätsfremd:
    Ich gehe mal davon aus, daß ein Katholik seine Kinder nicht in den Religionsunterricht gehen ließe, würde der einzige zur Verfügung stehende von den Zeugen Jehovas in Sinne ihrer Lehren abgehalten. Mit gleichem Recht hat ein Sunnit möglicherweise kein Interesse an alevitischem Unterricht für seine Kinder (jetzt mal nur als Beispiel).
    Ein grundlegendes Problem besteht also ganz einfach darin, daß es wenigstens genauso viele muslimische wie christliche Orientierungen gibt und man die Infrastruktur eines staatlichen Unterrichtes nicht jeweils für drei, vier Kinder je Glaubensgemeinschaft einzeln schaffen kann. Und ein gemeinsamer Unterricht für die Kinder aller Glaubensgemeinschaften scheitert wohl daran, daß es weder von allen gleichermaßen akzeptierte Unterrichtspläne noch Lehrkräfte gibt.

    Der Weg ist also recht lang und steinig und durch den bloßen guten Willen sind die Probleme, die die Christen in der Situation der Muslime genauso hätten, nicht aus der Welt geschafft. Daraus erklärt sich auch daß die Ansicht

    „Danke für den Hinweis zu „Was ist ein Muslim“, diese Frage interessiert mich allerdings wenig, das ist ne Sache die Ihr unter Euch klären müßt.“

    überhaupt nicht weiterhilft. Im Gegenteil, mit der von allen Beteiligten getragenen Antwort auf die Frage, wer Muslim und infolgedessen überhaupt kompetent ist, sich zu den gemeinsamen Grundlagen aller muslimischen Glaubensgemeinschaften zu äußern, steht und fällt das ganze Vorhaben.

  27. „Nun hat man sich auf die Schwestern eingeschossen, die der Auslegung folgen, dass auch das Gesicht zu bedecken besser bzw. Pflicht sei. In Belgien ist das erste Anti-Burka-Gesetz beschlossen, …“

    Geht es wirklich um ein „Anti-Burka-Gesetz“? Wohl eher nicht, denn nach Erfahrungsberichten nach Selbstversuchen, wie hier bspw.

    http://www.neon.de/kat/sehen/gesellschaft/geschlechterrollen/300217.html

    ist es doch ohnehin sehr unwahrscheinlich, daß eine Muslimah unter europäischen Bedingungen tatsächlich eine Burka tragen würde.
    Insofern wäre es nett, wenn wenigstens diejenigen klare und verständliche Begriffe verwenden, von denen man erwarten kann, daß sie die essentiellen Unterschiede zwischen Burka und Halbniqab kennen.

    „In Deutschland wird man, meiner Erfahrung nach, davor zurückschrecken, statt dessen mit Einzelverboten vorgehen – durch andere Gesetze, insbesondere im Bereich der Arbeitsverwaltung.“

    Die geltende Rechtslage ist hier in Deutschland schon lange so, daß man einen Antragsteller für jedwede Handlung sanktionieren kann, die potentiell dazu geeignet ist, eine Arbeitsaufnahme zu vereiteln. Weil dazu mitunter schon ein quietschbunter Schlips auf quietschbuntem Hemd kombiniert mit Ringelsöckchen ausreichen, kommen die Leute vom Amt auch mal gerne mit zum Vorstellungsgespräch.
    Schon deshalb besteht für den deutschen Gesetzgeber kein Handlungsbedarf. Und eine Lex Kreuzberg wäre einfach zu peinlich für die politische „Elite“.

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